FWM: Die Entwicklungsgeschichte

Aus GILLBACHBAHN

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Geschichte, Entwicklung und Profil des Feldbahnmuseums Oekoven

(Exposé zur Dauerausstellung von Christa Joist MA)

Es war einmal eine ausgemusterte Feldbahn-Lok …

Mit einer ausrangierten alten Feldbahn-Lok und jugendlichem Enthusiasmus und Engagement beginnt die Geschichte des heutigen Feldbahnmuseums Oekoven im Jahr 1970. Damals erwirbt der Berufsschüler Bernd Thul eine von mehreren funktionslos gewordenen Feldbahn-Loks aus dem elterlichen Betrieb eines Klassenkameraden. Weitere Feldbahnfahrzeuge – Lokomotiven wie Loren – und Gleismaterial folgen. Um diese kleine Sammlung bildet sich ein Freundeskreis eisenbahninteressierter Jugendlicher, der sich zunächst in der Maschinenfabrik von Bernd Thuls Vater in Mönchengladbach regelmäßig trifft und sich intensiv mit dem nunmehr historischen Thema Feldbahn befasst. Beharrlich arbeiten sie darauf hin, eine entsprechende Schauanlage mit musealem Charakter in Eigeninitiative zu errichten und zu betreiben.

Die Gegebenheiten für ein solches Vorhaben erweisen sich in den 1970er-Jahren als sehr günstig: Das Transportsystem Feldbahn hat ausgedient, Fahrzeuge und Gleismaterial sind aufgrund des niedrigen Eisenschrottpreises selbst für junge Leute mit recht kleinem Budget erschwinglich.

Exkurs in die Geschichte der Feldbahnen

Die Ära der Feldbahnen, auch Lorenbahnen genannt, hatte 1875 von Frankreich ausgehend ihren Anfang genommen; Vorläufer dieser Technik gab es im mittelalterlichen Erzbergbau. Als Schmalspurbahnen einfachster Bauart – zumeist ohne festes Gleisbett – erlangten sie bis um 1900 weltweite Verbreitung als innerbetriebliches Transportmittel aber auch auf Baustellen und schließlich als militärisches Transportsystem. In nahezu sämtlichen Wirtschaftssektoren fanden sie Verwendung, sei es in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft oder der Industrie. Während des Ersten Weltkrieges (1914–1918) nutzten alle Kriegsparteien außer Russland sie als das wichtigste Transportmittel zur Versorgung der Front. Kam Feldbahnen nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) noch eine außerordentliche Bedeutung bei der Stadtenttrümmerung und auf Großbaustellen zu, kündigte sich ihre Verdrängung durch Lastkraftwagen zu jener Zeit bereits an. In den 1970er-Jahren war dieser Wandel fast vollständig vollzogen. Lediglich in Spezialgebieten wie der Torfgewinnung, dem Untertage-Bergbau und dem Tunnelbau haben gewerbliche Feldbahnen bis in die Gegenwart überdauert.

Zählen Feldbahnen auch zu den ersten Produkten industrieller Massenfertigung mit einer nahezu flächendeckenden Präsenz zwischen 1900 und 1950, ist ihre Rezeption in der Öffentlichkeit, in der technisch-wissenschaftlichen Literatur und in Museen bislang relativ gering. Als technik-, wirtschafts-, alltags- und kulturgeschichtlich relevanten Sachzeugen gebührt ihnen nun die angemessene Aufmerksamkeit. So erforscht und vergegenwärtigt das heutige Feldbahnmuseum Oekoven die vielfältigen Aspekte dieses Themas und richtet dabei sein Hauptaugenmerk auf den rheinischen Landesteil Nordrhein-Westfalens.

Von der privaten Initiative zum „Feld- und Werksbahnmuseum e.V.“

1976 gründen die Eisenbahnfreunde um Bernd Thul in Rheydt das „Feld- und Werksbahnmuseum e.V.“. Damit geben sie ihren zwischenzeitlich beachtlich ausgeweiteten Aktivitäten zur Erhaltung, Erforschung und Präsentation historischer Feldbahnüber-lieferungen eine verbindliche Struktur und formulieren klare Ziele. Satzungsgemäßer Zweck des als gemeinnützig anerkannten eingetragenen Vereins ist es, das Interesse und Verständnis für die Geschichte der Feld-, Werks- und Eisenbahnen zu wecken und zu pflegen, Studien und wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema zu fördern, entspre-chende Objekte als Denkmale zu erhalten sowie Kindern und Jugendlichen Kenntnisse und Fertigkeiten auf diesem Gebiet zu vermitteln. Zu den Aufgaben des Vereins gehören die Herausgabe von Veröffentlichungen, die Veranstaltung von Studienfahrten, Vorträgen, Führungen und Ausstellungen, die Schaffung und der Aufbau eigener Sammlungen, die Erhaltung eisenbahngeschichtlich wertvoller Fahrzeuge und Einrichtungen, die Bildung und Betreuung einer Kinder- und Jugendgruppe und schließlich die Zusammenarbeit mit anderen Vereinigungen und Institutionen gleicher Ausrichtung.

Der Standort des Museums

Schon bald nach der Vereinsgründung fällt die Standortentscheidung für das projektierte Feld- und Werksbahnmuseum: In Oekoven (Gemeinde Rommerskirchen, Rhein-Kreis Neuss) kann der Verein den stillgelegten Grubenanschlussbahnhof Oekoven von der damaligen Rheinbraun (heute RWE Power) zunächst pachtweise, später als Eigentum übernehmen. Das 1,4 ha große Areal erfüllt sämtliche Kriterien für einen organisatorisch reibungslosen wie atmosphärisch stimmigen Museumsbetrieb, der einmal Gleisstrecken, Ausstellungsgebäude und Werkstätten umfassen soll. Die Lage außerhalb der Wohn-bebauung schließt Probleme mit Anwohnern von vornherein aus; die vorherige Geländenutzung wie auch die direkt angrenzende Bahnstrecke Köln–Mönchengladbach stellt einen unmittelbaren Bezug zur Eisenbahngeschichte her. Im Einzugsbereich des durch Landwirtschaft und Braunkohletagebau geprägten Standortes liegen in einem Radius von bis zu 30 km die Rheinmetropole Köln, die Landeshauptstadt Düsseldorf, die Städte Mönchengladbach, Neuss und Grevenbroich.

Die erste Museums-Dekade: Basisarbeiten und Eröffnung mit Fahrbetrieb

Während der folgenden zehn Jahre gilt es, grundlegende Infrastrukturmaßnahmen durchzuführen, beispielsweise das Museumsareal einzuzäunen, 1.200 m Gleis zu verlegen oder einen Lokschuppen mit Werkstatt- und Ausstellungsbereich zu errichten. In dieser frühen Phase erfolgt bereits die Eröffnung des Museums in Form von Fahrbetrieb. Bei freiem Eintritt lassen sich damit durch den Verkauf von Billetts für die „Gillbachbahn“ – der museumsinternen Schmalspurstrecke, benannt nach einem Gewässer in der Nähe – zusätzliche Einnahmen zu den Mitgliedsbeiträgen erzielen. Überdies bewirkt diese Art der populären Vorführung historischer Feldbahnfahrzeuge, dass sich fortan eine breitere Öffentlichkeit für die Einrichtung interessiert, die seit 1980 als „Feldbahnmuseum Oekoven“ firmiert.

Fokussierung auf die Feldbahn und Erweiterung des Museumsgeländes

Der Zeitraum von 1986 bis 1998 steht im Zeichen zunehmender Konsolidierung und Schärfung des Museumsprofils. Vorrangig treiben die Vereinsmitglieder den Ausbau der Infrastruktur voran. Zudem intensivieren sie die Sammeltätigkeit, konzentrieren sich fortan jedoch klar auf die Erweiterung des Feldbahnbestandes mit 600 mm Spurweite, gliedern hingegen die Sparte Werksbahnen mit ihren normalspurigen Fahrzeugen aus. Die neu justierte Sammlungsstrategie bezieht jetzt alles der Feldbahn eindeutig zuzuord-nende mit ein, darunter typisches Ladegut, Be- und Entladetechnik, Werkzeug, Utensilien sowie Archivalien und Literatur. Heutzutage bietet der Bestand einen repräsentativen Überblick zum Thema. Sämtliche für die Museumsbahn wie für die Ausstellung unabdingbare Exponate sind Eigentum des Vereins, ergänzt um vertraglich geregelte Dauerleihgaben von Privatpersonen aus seinen Reihen. Im Jahr 1998 gelingt es dem Verein, das Museumsareal durch den Zukauf von benachbartem Ackerland um 0,8 ha auf nunmehr 2,2 ha zu vergrößern. Anschließend kann die Zufahrt zum Gelände verlegt werden.

Museumsfahrplan für die Zukunft: Ehrenamtlich, qualifiziert, professionalisiert

Konsequent widmen sich die ehrenamtlichen Akteurinnen und Akteure seit nunmehr bald 40 Jahren dem Feldbahnmuseum Oekoven, bilden sich fort in den Kernbereichen musealer Arbeit – Sammeln, Bewahren, Forschen und Dokumentieren sowie Ausstellen und Vermitteln –, orientieren sich dabei an den Richtlinien des ICOM (International Council of Museums) und des DMB (Deutscher Museumsbund), wenden bei Restaurierungen die „Charta von Riga“ der FEDECRAIL (European Federation of Museum and Tourist Railways) an. Den Sicherheitsanforderungen und juristischen Aspekten ihres Unterfangens Rechnung tragend, legen sie in einer Betriebsordnung alle wesentlichen Abläufe verpflichtend fest. Darüber hinaus bringen sie sich ein im VDMT (Verband der deutschen Museums- und Touristikbahnen) und im AKFP (Arbeitskreis Feldbahn – Parkbahn), dessen Geschäftsstelle sich in Oekoven befindet. Mit den verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen möchten sie das Feldbahnmuseum Oekoven beständig optimieren, professionalisieren, ihm nachhaltige Perspektiven für die Zukunft erschließen. 2004 nehmen die Vereinsmitglieder daher ihr derzeit dominierendes und bislang umfangreichstes Projekt in Angriff: die Errichtung einer zentralen Ausstellungshalle inklusive Cafeteria. Auf einer Fläche von rund 675 qm sollen die Museumsgäste auf allgemeinver-ständliche, kurzweilige Weise fundierten Einblick in die Geschichte der Feldbahnen erhalten; der Bewirtungsbereich erstreckt sich auf 140 qm. Diese Maßnahme zielt auch ab auf publikumsfreundlichere, häufigere Öffnungszeiten (momentan lediglich an zehn Tagen, nämlich von Mai bis Oktober jeden ersten Sonntag im Monat sowie an zwei Dezemberwochenenden) und auf zusätzliche Einnahmequellen zur weiterhin soliden Finanzierung des Museums.

Die Bilanzen und Besucherzahlen dokumentieren eine durchwegs positive Entwicklung des Feldbahnmuseums. So stieg der Verkauf von Fahrkarten im Zeitraum 2009 bis 2011 von 3.440 auf 3.958 – respektable Ergebnisse bei jeweils nur zehn Öffnungstagen im Jahr. Die Zahl der Museumsgäste, nicht eigens ermittelt, dürfte diese Resultate sogar um schätzungsweise 20 % übertreffen und 2011 rund 4.750 betragen haben. Die erklärt sich dadurch, dass etliche Besucherinnen und Besucher die Fahrzeugsammlung anschauen, aber kein Ticket für die Gillbachbahn lösen.

Versierte Partnerinnen und Partner für die Ausstellungshalle

Da die Bauarbeiten an der Halle kurz vor dem Abschluss stehen, initiiert der Verein im März 2012 unter Mitwirkung zweier ausstellungserfahrener Kulturwissenschaftlerinnen einen Workshop, um Themen und Gestaltung der Ausstellung zu konkretisieren. Die Ergebnisse fasst das hiermit vorgelegte Exposé im Anschluss zusammen. Als nächstes gilt es nun, darauf basierend ein Feinkonzept für das ambitionierte Vorhaben zu erstellen, damit es zeitnah – möglichst bis Mitte 2014 – realisiert werden kann. Freilich benötigt das Feldbahnmuseum Oekoven versierte Verbündete, die es bei dieser anspruchsvollen und aufwendigen Arbeit fachlich begleiten und finanziell fördern. Die zwischenzeitlich an die 120 Vereinsmitglieder, davon knapp 30 mit fest übernommenen Aufgabengebieten ehrenamtlich regelmäßig im Museumseinsatz, würden sich über diese Art der Würdigung ihres bisherigen Engagements sehr freuen.

Gedankt sei an dieser Stelle allen, die dem Feldbahnmuseum Oekoven bereits in der Vergangenheit wohlwollend zur Seite standen, ihm ideelle oder materielle Förderung gewährten: Leihgebern, privaten Spendern, der Gemeinde Rommerskirchen, dem Rhein-Kreis Neuss, der Nordrhein-Westfalen-Stiftung und dem Landschaftsverband Rheinland.


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