Museologische Fachbegriffe
Aus GILLBACHBAHN
Diese Texte basieren teilweise auf Informationsmaterial des Deutschen Museumsbundes.
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Was ist ein Museum?
Von der Gründung an hat sich unsere Institution als "Museum" verstanden, und natürlich auch so bezeichnet: Das Feldbahnmuseum Oekoven. Jedem dürfte klar sein, daß die Bezeichnung "Museum" gerade in den Anfangsjahren sicher nicht zutreffend war. Aber ist sie es denn heute? Was muß man haben oder sein, um die Bezeichnung "Museum" zu Recht führen zu können?
In der Krünitzschen Enzyklopädie von 1805 bezeichnet das Wort Museum bereits einen Ort für eine öffentliche Sammlung und als Institution mit gesellschaftlicher Relevanz. In die Betrachtung einbezogen wird auch bereits das Museumspublikum: Das Museum wird als öffentlicher und lebendiger Ort des Diskurses mit einer publikumsorientierten Infrastruktur beschrieben.
Der Museumsbegriff ist in Deutschland nicht geschützt, Auftrag und Aufgaben der Museen sind nicht gesetzlich geregelt. Rahmenbedingungen für die Museumsarbeit geben die vom Internationalen Museumsrat (ICOM) verfassten und weltweit anerkannten ethischen Richtlinien (ICOM Code of Ethics for Museums/2001) vor.
Ein Museum wird nach ICOM definiert als „eine gemeinnützige, ständige, der Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung im Dienst der Gesellschaft und ihrer Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecken materielle Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt, erforscht, bekannt macht und ausstellt“. Diese Definition aus den ICOM-Statuten (1986/2001) wird weitgehend als verbindlich anerkannt. Danach muß ein Museum bestimmte Standards erfüllen. Die letzte eigenständige Definition des Deutschen Museumsbundes ("Was ist ein Museum?") stammt aus dem Jahr 1978 und legt die Aufgaben und das Selbstverständnis des Museums dar.
Aufgaben von Museen
Die öffentliche Wertschätzung eines Museums wird durch seine Präsentation in der Ausstellung bestimmt: Ausstellen von Objeten und Vermitteln von Informationen dazu. Dies sind jedoch nicht die alleinigen Aufgaben der Museumsarbeit. Weitere Aufgaben des Museums bleibt dem Besucher der Regel verborgen: das Sammeln, Bewahren und Forschen. Die Ergebnisse der Arbeit in diesen Bereichen sind die Grundlage für das Ausstellen und Vermitteln.
Sammeln
Im Museum erfolgt das Sammeln zielgerichtet und dient der Erstellung, Erweiterung, Zusammenführung und Ergänzung von Sammlungen. Ausgehend vom wissenschaftlichen Erkenntnisstand und den gesellschaftlichen Gegebenheiten sammelt das Museum Kulturgut, um es für die Nachwelt zu erhalten, zu erforschen bzw. vor dem Verfall oder der Vernichtung zu bewahren. Das Überführen eines Objektes allein in einen Sammlungsbestand ist allein noch keine Gewähr für die "Rettung" des Objektes. (Ein weit verbreiteter Irrtum unter Museumsbahnern.)
- Das Feldbahnmuseum hat einen wertvollen Sammlungsbestasnd. Weitere Beschaffungen an Fahrzeugen sind zur Gestaltung einer Ausstellung nicht nötig.
Bewahren
Objekte vor dem Verfall zu schützen, für kommende Generationen (oder die "Ewigkeit") zu erhalten und damit den Wert einer Sammlung zu garantieren, gehört zu den primären Aufgaben des Museums. Das Bewahren umfasst dabei nicht nur das Konservieren und Restaurieren der Objekte, sondern auch deren sachgerechte Behandlung. Voraussetzungen hierfür sind optimale konservatorische Bedingungen hinsichtlich Klima, Luftreinheit, Lichtschutz in den Schausammlungen und Depots sowie die Sicherheit der Gebäude, in denen die Sammlungsobjekte untergebracht sind. Abstellen von Feldbahnfahrzeugen im Freien hat mit Bewahren nichts zu tun!
- Das Feldbahnmuseum Oekoven hat in den letzten Jahren einen wesentlichen Fortschritt bei der witterungsgeschützen Abstellung der Sammlungsobjekte gemacht. Trotzdem bleibt hier einies zu tun. Erst wenn die letzte Kipplore unter Dach steht, ist das Ziel erreicht. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man auch jede Neubeschaffung von Feldbahnfahrzeugen bedenken!
Ausstellen
Mit dem Ausstellen von Sammlungsobjekten präsentiert das Museum seine Objekte in der Öffentlichkeit. Das Ausstellen vollzieht sich in der Regel in Dauer- oder Wechselausstellungen sowie in Studiensammlungen. Die Objekte werden entweder einzeln oder in immer wieder neuen thematischen Zusammenhängen präsentiert. Das reine Ausstellen (im Sine von: das stellen wir mal dahin, und lassen die Besucher drumrumlaufen) allein reicht jedoch nicht. Die Objekte erklären sich nicht selbst!
- Im Feldbahnmuseum Oekoven werden die Sammungsgegenstände zwar vorgeführt, aber kaum erläutert. Hier istz noch viel zu leisten. Die Vorführung im für Feldbahnen nicht sehr typischen Kleinbahnbereich muß in Zukunft durch feldbahntypische Vorführungen ergänzt werden. Es muß eine ständige Ausstellung entstehen, in dem Exponate aus verschiedenen Betrachtungsweisen heraus erläutert werden.
Vermitteln
Mit dem Vermitteln von Informationen zu den Sammlungsobjekten präsentiert das Museum seine Tätigkeit der Öffentlichkeit und kommt zugleich seinem Bildungsauftrag nach. Die frühesten Vermittlungsformen im Museum waren Objektbeschriftungen, Kataloge und öffentliche Vorträge. Hinzu kam die Vermittlung durch erklärende Personen. Die breite gesellschaftliche Öffnung der Museen führte zu einer direkten Ansprache der verschiedenen sozialen Besuchergruppen. Neben den verschiedenen Vermittlungsformen (schriftlich, persönlich, elektronisch) beruht das Ausstellen und Vermitteln der Museumsobjekte auf der entscheidenden Begegnung der Besucher mit dem Original.
- Feldbahnmuseum Oekoven: auch hier gibt es noch viel zu tun!
Forschen
Forschen im Museum beinhaltet die wissenschaftliche Bearbeitung von Objekten bzw. Objektgruppen und Objektzusammenhängen. Die Erkenntnisse und Informationen werden dokumentiert und sollen öffentlich zugänglich gemacht werden. Das Erforschen eines Sammlungsobjekts beginnt mit der Inventarisierung und dem Nachweis der Herkunft (Provenienz), ohne die das Objekt im Museum an Wert erheblich verlieren kann. Diesem Nachweis kommt aus wissenschaftlichen Gründen höchste Priorität zu. Durch die wissenschaftliche Bearbeitung erfolgt die Einordnung des Objekts in seinen ursprünglichen Kontext, wodurch dann die Aufnahme in eine thematische Präsentation ermöglicht wird.
Weitere Infos: http://www.icom-deutschland.de/client/media/340/bodenseesymposium2006.pdf ICOM Symposium 2006: u.a.: Sammlung oder Ansammlung, Forschung der Museen...
- Die Forschungsarbeit wird im Feldbahnmuseum Oekoven ernsthaft betrieben. Forschung in der eigenen Region (Rheinland) wird etwas stiefmütterlich betrieben. Die Erarbeitung einer Liste / Karte zu den Ziegeleifeldbahnen der Region oder der Landwirtschaftsbahn Wevelinghoven-Elfgen-Garzweiler wären lohnende Forschungsgegenstände.
Umgang mit den Objekten
Konservierung
Im Bereich des Kulturguts steht Konservierung als Begriff für sämtliche Maßnahmen, die dazu dienen die Authentizität kulturhistorisch relevanter Objekte zu untersuchen, zu dokumentieren, zu erhalten und lesbar zu machen. Die Objekte dürfen dabei nicht irreversibel verändert zu werden. Das Alter und die Geschichte der Objekte müssen dabei berücksichtigt werden. Die Gewährleistung von Objektsicherheit, Katastrophenvorbeugung und definierter und konstanter Umgebungsklimata hinsichtlich Raumtemperatur, relativer Luftfeuchtigkeit, Licht- und Schadstoffemissionen sowie der raumhygienischen Bedingungen stellen für die Objekte, ihren Transport und ihre Aufbewahrung bereits eine grundlegend wichtige Form präventiver Konservierung dar. Ziel der präventiven Konservierung ist es, Restaurierungen zu minimieren oder gar unnötig zu machen. Umgekehrt beinhalten fachgerechte Restaurierungen immer auch konservatorische Elemente.
Restaurierung
Eine Restaurierung umfasst Maßnahmen zur Erhaltung des materiellen Bestandes von Kunstwerken oder Objekten der Kulturgeschichte. Nach der Definition des internationalen Museumsverbands ICOM beschreibt der Begriff "Restaurierung" alle Handlungen, die die Wahrnehmung, Wertschätzung und das Verständnis für das Objekt fördern. Diese Maßnahmen werden nur dann ausgeführt, wenn ein Objekt durch vergangene Veränderungen oder Zerstörung Teile seiner Bedeutung oder Funktion verloren hat. Es gelten dabei die Grundsätze des Respekts für das Original und seine Geschichte sowie der Reversibilität. Restaurierung unterscheidet sich damit von der Konservierung, die alle Maßnahmen umfasst, die den Zustand eines Objekts stabilisieren und das Eintreten künftiger Schäden verlangsamen sollen.
Die Richtlinien für Restaurierung und Konservierung sind festgeschrieben im international gültigen "ICOM Code of ethics" des Internationalen Museumsrates (ICOM). Das Feldbahnmuseum Oekoven hat sich zur Einhaltung dieses Codes im Jahre 2005 verpflichtet.
Aufarbeitung / Instandsetzung / Renovierung
Unter Reparatur oder Instandsetzung wird der Vorgang verstanden, bei dem ein defektes Objekt in den ursprünglichen, funktionsfähigen Zustand zurückversetzt wird. Bei Gebäuden wird dies als Renovierung bezeichnet. Eine Reparatur kann beispielsweise durch den Austausch defekter Teile, durch das Hinzufügen von Teilen oder durch eine Neuordnung von Teilen erfolgen. Die Reparatur bedeutet unter museologischer Betrachtung immer einen Eingriff in die Originalsubstanz, und ist deshalb nicht unproblematisch. Bei Museumseisenbahnen wird die Reparatur häufig fälschlich als Restaurierung bezeichnet. Auch die Ansicht, daß im Museum die Geschichte eines Objektes fortgeschrieben würde ist aus museologischer Sicht zumindest fragwürdig.
Rekonstruktion
Rekonstruktion ist der Vorgang des neuerlichen Erstellens oder Nachvollziehens von etwas mehr oder weniger nicht mehr Existierendem oder Unbekanntem, beispielsweise eines verloren gegangenen Teile einer Lok, oder auch eines vollständigen Eisenbahnfahrzeugs. Die Rekonstruktion ist nicht nur der Vorgang, sondern auch sein Ergebnis. Unter Rekonstruktion kann man auch die Herstellung eines Abbildes oder Plans oder Modells des Objekts bezeichnen.
Beim Rekonstruieren ist es unabdingbar, sich an erhaltenen Fragmenten, Quellen oder auch nur Indizien zu orientieren. Aufgrund der Menge und Qualität der Annahmen hat eine Rekonstruktion immer hypothetischen Charakter.
Abweichend von dieser allgemein gültigen Definition wurde der Begriff in der DDR auch für „Renovierung“ oder „Erneuerung“ im Sinne von (Altbau)-Sanierung verwendet. In diesem Sinne wird der Begriff "Rekonstruktion" vom Feldbahnmuseum Oekoven nicht angewendet.
Betrachtung und Dimensionen der Objekte
- naturale Dimension
- naturwissenschaftliche Dimension
- technische Dimension
- personale Dimension
- soziale Dimension
- politische Dimension
- wirtschaftsgeschichtliche Dimension
Lernen im Museum
Wissensdimension – reproduzieren - lernen um zu wissen
Wissensdimension – reproduzierendes/faktenorientiertes Lernen: Die Bausteine des Wissens müssen aufgebaut und miteinander vernetzt werden. Die Bausteine werden leichter gelernt, wenn sie entsprechend aufbereitet und präsentiert werden. Lehrer haben die Aufgabe, die wichtigen Wissenselemente auszusuchen, bei den Schülern zu verankern und laufend zu wiederholen. Die Wissensüberprüfung erfolgt in erster Linie durch offene Fragen.
Erkenntnisdimension – forschen - lernen um zu verstehen
Erkenntnisdimension – verstehendes/forschendes Lernen: Die Frage lautet, wie Wissen und Erkenntnis bei den Schülern entsteht. Die Methode des Lernens besteht darin, Situationen zu schaffen, in denen Schüler selber forschen, Fragen stellen und sich auf den Weg nach Antworten begeben. Dazu müssen komplexe Situationen anregend gestaltet werden. Bei der Überprüfung sollen Schüler einen Sachverhalt von verschiedensten Richtungen her analysieren.
Anwendungsdimension – handeln - lernen zu tun
Anwendungsdimension – problem- und handlungsorientiertes Lernen: Was gelernt wird, soll Bezüge zum Alltag, zum Leben haben. Im Leben sind die Problemstellungen komplex, die Ziele sind interessant. Bevor etwas gelernt wird, soll eine Handlung erfolgen, soll es ausgeführt, getan werden. Die Schüler übernehmen dafür die Verantwortung. Die Beurteilung erfolgt an einem konkreten Beispiel – am Tun.
Personale Dimension – reflektieren - lernen zu sein
Personale Dimension – persönliches/reflexives Lernen: Schüler brauchen Freiräume und Entscheidungsspielräume für eigenes Lernen. Sie brauchen Räume, Anregungen, Zeit und Anlässe, um sich als Person einzubringen. Wenn Entscheidungsspielräume gegeben werden, entstehen Lernlust und Motivation von selbst.
Soziale Dimension – kooperieren – lernen, miteinander zu leben
Soziale Dimension – dialogisches/kooperatives Lernen: Das Leben in der Gesellschaft kann in kleineren oder größeren Gruppen geübt werden. Für den Lernprozess ist wichtig, dass über die Gruppenarbeit reflektiert wird. Wie oder wann kann Gruppenarbeit gelingen und zu besseren Ergebnissen führen als Einzelarbeit? Bewertet wird die gesamte Gruppe.