Beiträge zum Bahnhof Oekoven

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Der Bahnhof Oekoven (zeitweise auch: Ökoven) lag an der Strecke Köln - Mönchengladbach im Kreis Grevenbroich. Zwischen 1908 und 1968 war er Anschlussbahnhof für Brikettfabriken der späteren Rheinbraun. Von einem Bahnhof Oekoven ist bahnseitig bis auf die durchgehenden Hauptgleise nichts mehr übrig; auf Teilen des Geländes residiert das Feldbahnmuseum Rommerskirchen-Oekoven.

Die Geschichte dieses vergessenen Bahnhofs ist aufgearbeitet im Buch: Der Bahnhof Oekoven, Autor: Günter Krall, Verlag Kenning, Nordhorn 1998. Manuskripttext: [1]

Inhaltsverzeichnis

Ursprung 1898

Nachdem der östliche Kreis Grevenbroich lange eine Bahnverbindung entbehren musste und verschiedene Vorhaben gescheitert waren, wurde der Streckenbau endlich unter Regie der KPEV, KED Cöln, Wirklichkeit. Am 01. Oktober 1898 wurde der Abschnitt Pulheim - Grevenbroich der Strecke von Köln und der Stadt, die wie heute als Mönchengladbach kennen, eröffnet. Oekoven erhielt südöstlich der Ortslage einen einfachen Durchgangsbahnhof. Es wurden ein Empfangsgebäude mit angebautem Güterschuppen, ein Beamtenwohnhaus und ein Lagerschuppen errichtet. Die Stellwerksanlage zur Sicherung der drei Hauptgleise befand sich in einem Wellblechschuppen auf dem Hausbahnsteig. Weiterhin gab es einen Zwischenbahnsteig am zweiten Hauptgleis. Das dritte Hauptgleis diente zum Kreuzen und Überholen von Güterzügen. Die gesamte Bahnhofsanlage wurde von zwei Wegen niveaugleich gekreuzt.



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Köln                ___/________________/               Grevenbroich
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Grubenanschlussbahn 1909

Nachdem die Aufschlussarbeiten noch unter dem Namen "Grube Rheingold" erfolgte, wurde 1909 wurde zur Ausbeutung des nun "Neurath" benannten Grubenfeldes die "Gewerkschaft Neurath" gegründet und die gleichnamige Brikettfabrik "Neurath" in Betrieb genommen. Zur Abfuhr der Produkte - rheinische "Klütten" und später auch Braunkohlenstaub - wurde eine 6,25 km lange Grubenanschlussbahn in den Bahnhof Oekoven eingeführt und zum 25. Juni 1909 in Betrieb genommen. 1912 kam die Brikettfabrik "Prinzessin Viktoria" hinzu.

Anschlussbahn 
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Köln            Oob ___/________________/               Grevenbroich
                 EG Gs ________________/
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1910 wurde der Bau einer Straßenunterführung auf der Kölner Seite beschlossen. Auf der Grubenanschlussbahn wurde auch Personenverkehr durchgeführt; hierzu war ein kurzer Bahnsteig unmittelbar vor der ersten Weiche des Übergabebahnhofs angelegt worden. Dieser Bahnsteig existiert heute noch, allerdings halten dort nun die Feldbahnzüge des Feldbahnkuseums Oekoven. Der Übergang zum Staatsbahnhof erfolgte über öffentliche Wege. Zum Schichtwechsel gab es reine Personenzüge, dazwischen Güterzüge mit Personenbeförderung (Gmp) und reine Güterzüge. Die Strecke wurde nach dem Zugmeldeverfahren betrieben.

Zweigleisiger Ausbau 1915

Bis 1915 wurde die Strecke Köln - Grevenbroich zweigleisig ausgebaut. Dabei entstehen zwei neue Stellwerke - Oob (Oekoven Ost-Bude (?)) in einem Anbau an das EG und Owt (Oekoven West-Turm) an der Einfahrt von Grevenbroich.


Anschlussbahn    
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Köln            Oob ____\_________ 5___________/        Grevenbroich
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Nach einem Fahrplan von 1916 wendete abends 7.31 auf 7.43 ein Personenzug aus Köln in Oekoven.

http://wiki-commons.genealogy.net/images/8/8e/PK_Bahnhof-Oekoven.jpg

Zustand bis 1939


Anschlussbahn    _________________13____
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Köln            Oob ____\_________ 5___________/        Grevenbroich
                 EG Gs ____________6___/
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Die Reichsbahn übergibt bunt an die Grube. Die Grube übergibt sortiert nach den Gruppen Köln, Neuss und Rheydt an die Reichsbahn. Der Wagenausgang der Grube betrug 1933 etwa 100 Wagen pro Arbeitstag, darunter die werkseigenen Braunkohlenstaubwagen. An der Strecke gab es auch verschiedene kurze Ladegleise für landwirtschaftliche Erzeugnisse anliegender Güter.

  • Gleis 10 - Zustellgleis für alle Wagen zur Grube, Ausfahrgleis nach der Grube
  • Gleis 12 - Einfahrgleis von der Grube, Abholgleis für Wagen Richtung Grevenbroich
  • Gleis 12 - Einfahrgleis von der Grube, Abholgleis für Wagen Richtung Grevenbroich und Köln (östliche Gleisspitze)
  • Gleis 13 - Verkehrsgleis; bei Belegung kann auch Reichsbahngleis 3 befahren werden

Aufgrund der Weichenanordnung konnten Güterzüge jeweils nur in das jeweils seitenrichtig liegende Überholungsgleis einfahren und mussten zum Gruppentausch auf dem Streckengleis vorziehen.

1927 wurde wurde Stellwerk "Oob" in "Ko" umbenannt; vielleicht war dies das telegraphische Rufzeichen der Station "Ökoven".

Ende 1938 wurde die Erweiterung des Bahnhofs begonnen, um dem kriegswichtigen Braunkohlenverkehr Rechnung zu tragen. Stellwerk "Owt" musste abgerissen werden, um Platz für Gleise zu schaffen. Der Bahnhof erhielt wiederum eine komplett neue Stellwerksanlage, bestehend aus Befehlsstellwerk "Ko" und Wärterstellwerk "Ow". Beide Gebäude waren im zeittypischen Einheitsstil aus Backstein gemauert. Am Stellwerk "Ko" war zudem ein länglicher Anbau mit Sozialräumen vorhanden.

Ausbau 1943


Anschlussbahn    __________________8________
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Köln                ______________10___________/ Ow      Grevenbroich
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1952 erfolgte der Zusammenschluss der Gewerkschaften Neurath, Prinzessin Viktoria, Der Glückliche Fall und Union zur „Braunkohlenbergwerk Neurath Aktiengesellschaft“;

1955 wurde Stellwerk "Ko" in "Oof" (Oekoven Ost Fahrdienstleiter) umbenannt.

1959 wurde die "Gewerkschaft Neurath" mit der "Rheinischen Braunkohlenwerke Aktiengesellschaft" (Rheinbraun) fusioniert.

1961 produzierte "Neurath" täglich 2000t Brikett und "Prinzessin Viktoria" 2200t.

Güterverkehr 1962

Nach den Güterzugbildungsvorschriften (Ausgabe Sommer 1962) verkehrten folgende Güterzüge von und nach Oekoven:

  • Ne 5300 M'gladbach - Köln-Gereon (Aufnahme von Wagen in Oekoven für Köln-Ehrenfeld als Schlußgruppe)
  • Dg 7771 Oekoven - Neuss Gbf (1. Gruppe Staubkohlenwagen für Stadtwerke Düsseldorf - Grafenberg, 2. Gruppe Neuss)
  • Dg 7777 Rommerskirchen - Hohenbudberg (bringt Wagen für Oekoven, nimmt Wagen für Hohenbudberg und Neuss mit)
  • Dg 7779 Oekoven - Hohenbudberg (nimmt Kohlenstaubwagen an der Spitze für Düsseldorf - Derendorf, Düsseldorf - Reisholz und andere Düsseldorfer Bahnhöfe, sowie Sandwagen für Düsseldorf - Gerresheim mit)
  • Dg 7781 Oekoven - Neuss Gbf (Bedarfszug)
  • Dg 7783 Oekoven - Neuss Gbf (Bedarfszug)
  • Dg 7785 Oekoven - Neuss Gbf (Bedarfszug)
  • Ng 9514 Grevenbroich - Rommerskirchen (Wagen für Oekoven laufen an der Spitze)
  • Ng 9515 Köln-Nippes Gbf - Grevenbroich (Wagen für Oekoven laufen an der Spitze)
  • Ng 9520 Neuss Gbf - Oekoven (1. Gruppe Staubkohlenwagen, 2. Gruppe leere Pendelwagen für Glassandbeförderung)
  • Lgo 10369 Gremberg - Oekoven (bringt leere O-Wagen)
  • Lgo 10456 Neuss Gbf - Oekoven Bedarfszug (bringt Staubkohlenwagen nach Bedarf und leere O-Wagen)
  • Üb 15224 Grevenbroich - Oekoven
  • Üb 15225 Oekoven - Grevenbroich
  • Üb 15227 Oekoven - Grevenbroich (1. Gruppe Spitze Sandwagen für Düsseldorf, 2. Gruppe Neuss, 3. Gruppe Grevenbroich)
  • Üb 15230 Grevenbroich - Oekoven (einschließlich Staubkohlenwagen)
  • Üb 15231 Oekoven - Grevenbroich

Dazu kamen in der Zuckerrübenkampagne außerdem diese Züge:

  • Ng 9506 Grevenbroich - Rommerskirchen (Schlußgruppe für Oekoven)
  • Ng 9507 Rommerskirchen - Neuss Gbf (Schlußgruppe für Oekoven)
  • Üb 15220 Grevenbroich - Oekoven
  • Üb 15221 Oekoven - Grevenbroich
  • Üb 15222 Grevenbroich - Oekoven (nur Sonn- und Feiertags)
  • Üb 15223 Oekoven - Grevenbroich (nur Sonn- und Feiertags)
  • Üb 15228 Oekoven - Grevenbroich
  • Üb 15233 Oekoven - Grevenbroich
  • Üb 15234 Grevenbroich - Oekoven
  • Üb 15236 Grevenbroich - Oekoven

Neben Braunkohlenbriketts und Braunkohlenstaub spielten demnach Glassand und Zuckerrüben eine so wichtige Rolle, dass besondere Wagengruppen bzw. Züge eingesetzt wurden. Über die Menge der sonstigen Wagenladungs- und Stückgüter lässt sich heute wohl nur spekulieren.

1965 wurde eine Durchschalteinrichtung ergänzt; wenn der Bahnhof unbesetzt war, standen die Ein- und Ausfahrsignale standen dauerhaft auf Fahrt.

Der Siegeszug des Mineralöls als Hausbrand war nicht aufzuhalten. Die Brikettfabriken wurden stillgelegt, die Zukunft der Braunkohle hieß "Verstromung" im 1972 eröffneten Kraftwerk Neurath. Da die Kohle und Materialien hierfür auf der 1957 gebauten "Nord-Südbahn" herangefahren wurden, welche über Niederaußem an den Bahnhof Rommerskirchen an das DB-Netz angebunden ist, wurde die Grubenanschlussbahn Neurath überflüssig.

Mit dem 3. Februar 1968 wurde die Grubenanschlussbahn eingestellt und bis 1970 zurückgebaut. Damit war die Zeit der braunkohlengefeuerten RBW-Werklokomotiven mit ihrem charakteristischen Kobelschornstein (Funkenfänger) vorbei.

Zum 28. Mai 1968 wurde der elektrische Betrieb der Strecke Köln - Mönchengladbach aufgenommen.

Rückbau der Grubenanschlussbahn 1970


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Köln                ______________10___________/ Ow      Grevenbroich
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Rückbau des Bahnhofs 1982

1982 wurde der Bahnhof Oekoven aufgelassen, alle Gleise außer den Streckengleisen zurückgebaut und das Stellwerk "Ow" abgerissen. Das Stellwerk "Oof" entkam dem Abriss, weil es an den Feld- und Werkbahnmuseum Oekoven e.V. verpachtet war.

http://wiki-commons.genealogy.net/images/thumb/5/5b/Oekoven-Stellwerk_pano0119-21.jpg/1000px-Oekoven-Stellwerk_pano0119-21.jpg

Anstelle des Bahnhofs dienten die neu aufgestellten Selbstblocksignale 3 und 4 der Zugfolgeregelung.


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Köln                ........................... Ow      Grevenbroich
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Inzwischen sind auch die Nachbarstellwerke Erftwerk und Grevenbroich Geschichte, die Strecke wird von einem ESTW gesteuert. Oekoven - der ehemalige Bahnhof beherbergt heute ein Tierheim:

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/24/A_50_%282%29_Stellwerk_u._Bahnhof_Oekoven_%28Oekhoven%29.jpg/800px-A_50_%282%29_Stellwerk_u._Bahnhof_Oekoven_%28Oekhoven%29.jpg

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