Bahnhof Oekoven; Teil 5

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Der Bahnhof Oekoven und die Grubenanschlußbahn der Gewerkschaft Neurath, Teil 5/5

von Günter Krall, Mönchengladbach 1997 Postanschrift: Feld- und Werksbahn Museum e. V. z.Hd. Günter Krall, Zur Werksbahn 1, 41569 Rommerskirchen


Eisenbahner und Reisende

Was wäre ein Bahnhof ohne die Bediensteten, die Reisenden oder seine Anwohner? Viele menschliche Schicksale haben nur allzu oft gerade in Bahnhöfen ihren Lauf genommen. Ferne Reiseziele, Wiedersehen, aber auch Abschiede für immer stehen deshalb eng mit dem Begriff Bahnhof in Verbindung. Da kam es zu kuriosen, freudigen und auch tragischen Begebenheiten. Am 8. Februar 1911 wurde beispielsweise der 18 jährige Italiener Severino B. auf dem Bahnhof Oekoven festgenommen, weil er versucht hatte, "schwarz" im Bremserhaus eines Güterwagens im Güterzug Nr. 8527 von Rommerskirchen nach Oekoven zu fahren. Die deswegen ausgestellte Festnahmekarte wird noch heute im Gemeindearchiv von Rommerskirchen aufbewahrt. Da sich die festgenommene Person nicht ausweisen konnte (arbeitslos ohne festen Wohnsitz) wurde er der Polizei in Widdeshoven vorgeführt. Dort wurden die Personalien festgestellt. Von einer Bestrafung ist nichts überliefert.

Ein anderer, viel tragischerer Vorfall ereignete sich am 8. Januar 1935 auf dem Bahnhof Oekoven. Um 20.30 Uhr wurde der Reichsbahnschaffner Wilhelm R. (52 Jahre) aus Odenkirchen von einem Eisenbahnwagen überfahren und kam dadurch sofort zu Tode.

Dies sind nur zwei Begebenheiten, bei denen der Bahnhof Oekoven für Menschen zu mehr oder weniger große Schicksalsschläge geworden war.

Da könnte wohl jeder Bahnhof seine eigene Geschichte erzählen, auch wenn er noch so klein ist. Ihre Bediensteten waren stolz auf die ihnen übertragenen Verantwortung. Das spiegelt das wohl älteste erhalten gebliebene Foto aus jener Zeit in Oekoven wieder. Es entstand um 1910. Darauf zu sehen ist auch der Stationsverwalter Otto Panzer (2. v.l.), wie sich der Dienststellenvorsteher eines Bahnhofes der Rangklasse drei seinerzeit nannte. Ein wahrhaft preußischer Beamter, welcher sich wohl gerne in seiner Uniform (Rockkragen mit Goldkante und einem goldenen Stern) dem Fotografen stellte. Daß auch auf kleineren Bahnstationen alles seine Rangordnung hatte, geht aus der Aufnahme sehr gut hervor. Obwohl der abgebildete Dienststellenleiter nur den Dienstgrad eines Assistenten trug, war das für einen kleinen Provinzbahnhof schon etwas Beachtliches. Damit stand er vergleichsweise auf der Stufe des Bürgermeisters oder des Pastors. Sein Beamtenrang fand auch durch die, in seiner rechten Hand sichtbaren weißen Handschuhe den gebührenden Ausdruck. Auch wenn nicht alle Namen überliefert sind, sollen an dieser Stelle doch die noch bekannten Namen der Personen genannt werden, welche einmal den einstigen Bahnhof geleitet haben. Es waren: Otto Panzer, Adomeid, Jakob Schmitz, Merheim, Anton Hamacher, Conzendorf und Bauer.

Dem Stationsverwalter zur Seite gestellt war ein Praktikant, welcher auf dem Foto ganz links zu sehen ist. Er war in der Hierarchie des preußischen Beamtentums dazu berufen, später einmal die Stelle eines Assistenten einzunehmen.

Wie personalintensiv schon ein so kleiner Bahnhof wie Oekoven war, zeigt diese Aufnahme sehr eindrucksvoll. Jeder hatte seine spezielle Aufgaben zu verrichten. Es gab zum Beispiel Telegraphisten, Güterexpedienten, Güterkassierer, Stationseinnehmer, Packmeister und andere mehr.

Eine weitere Aufnahme aus den zwanziger Jahren (? 1927) blieb ebenfalls erhalten. Dank der auf dem Foto abgebildeten als kleines Mädchen abgebildeten Frau Agnes Schmitz, ist es gelungen fast alle Personen zu identifizieren:

 1)	Pohl,	Weichensteller 
 2)	Brings,	Fahrkartenverkauf, Wartung der Petroleum- Signallaternen
 3)	Jakob Schmitz,	Fahrdienstleiter, Aufsicht
 4)	Moll,	Fahrdienstleiter, Aufsicht
 5)	Johann Clemens,	Weichensteller 
 6)	?	(war nur kurze Zeit in Oekoven) 
 7)	Franz Schmitz,	Bahnhofswirt 
 8)	Oster,	Fahrdienstleiter, Aufsicht
 9)	?	(war nur kurze Zeit in Oekoven)
10)	Otto Panzer,	Bahnhofsvorsteher 
11)	Agnes Schmitz,	Tochter des Bahnhofswirts
12)	Tillmann,	Polizist Widdeshoven
13)	Josef Engels,	?
14)	Schmitz,	Frau des Bahnhofswirts
15)	Heinrich Irnich,	?
16)	Panzer,	Frau des Bannhofsvorstehers
17)	Winkels,	Fahrkartenverkauf
18)	Görres,	Weichensteller
19)	Fink,	Fahrkartenverkauf

Daß die sonst so dienstbeflissenen Beamten aber auch zu einem Spaß zu haben waren, beweist die abgebildete Aufnahme. Darauf gab jemand einen Abfahrauftrag, der sich jedoch nur als Eisenbahnbeamter verkleidet hatte. Unter der viel zu großen Uniform verbarg sich nämlich in Wirklichkeit eine Frau. Rechts im Bild erkennt man Johann Clemens, der nachfolgend noch etwas näher vorgestellt werden soll; links ist Jakob Schmitz zu erkennen.

"Auf der Durchreise", so könnte man das letzte Foto dieser Reihe betiteln. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges kamen auch Soldaten durch Oekoven. Diese abgebildete Truppe ließ sich wohl gerne mit der Tochter des Bahnhofswirtes, Agnes Schmitz, im Bild festhalten. Für die Soldaten war es sicherlich eine willkommene Abwechslung, bevor sie noch am selben Tag, in eine ungewisse Zukunft weiterreisen mußten.


Ein Eisenbahnerleben in Oekoven

Durch einen glücklichen Umstand gelangte eine alte Personalakte in die Hände des Autoren. Daraus ließ sich das Berufsleben eines Eisenbahners nahezu lückenlos nachvollziehen. Da dieser Eisenbahner einen großen Teil seines beruflichen Lebens in Oekoven und in dieser Umgebung verbrachte, können diese Angaben sicherlich auch stellvertretend für die vielen anderen Eisenbahner gewertet werden. Als Randbemerkung sollen dabei auch allgemeingültige und zeitgenössische Lebensbedingungen berücksichtigt werden, wie zum Beispiel soziale Stellung und politische Verhältnisse. Dieser Aspekt wird heutzutage oftmals völlig verdrängt, wenn es um die sogenannte gute alte Zeit geht. Eine zu einseitige Betrachtung mit "Schönheitsfehlern" wäre die Folge!

Die Personalunterlagen stammen von Johann Clemens. Er wurde am 7. August 1883 in Deelen, einen Kilometer von Oekoven entfernt, geboren und war katholischer Konfession. Als 20jähriger absolvierte er zunächst seinen Militärdienst. Hier diente er in der Zeit vom 8. Oktober 1903 bis 29. September 1906 im Ulanenregiment 07 in einer Eskadron, also in der kleinsten Einheit der Kavallerie.

Am 8. Oktober 1906 trat er schließlich als Rottenarbeiter bei der Bahnmeisterei 2 in Rommerskirchen, in den Dienst der preußischen Eisenbahn. Sein Lohn bei der preußischen Eisenbahn war zu dieser Zeit sehr schlecht und entsprach der untersten Stufe im Besoldungsplan. Demnach verdiente im Jahr 1904 zum Beispiel ein Bahnunterhaltungsarbeiter ca. 1,80 – 1,90 Mark am Tag. Bei schlechtem Wetter wurde nicht gearbeitet, aber auch nichts verdient! Harte Zeiten, wenn man bedenkt, daß zu dieser Zeit für 1 kg Schweinefleisch ca. 1,40 Mark, für 1 kg Butter ca. 2,30 Mark, für 1 l Milch 20 Pfennig und 1 kg Schweineschmalz 1,20 Mark zu bezahlen waren. Alleine die Miete verschlang schon bis zu 40% des Durchschnittslohns. Die Arbeitszeit betrug im Durchschnitt 10 bis 12 Stunden am Tag. Viele arbeiteten aber sogar 14 bis 16 Stunden. Sonn- und Feiertage, sowie Überstunden wurden in der Regel nicht besonders vergütet. Den Streckenarbeitern, wie Johann Clemens, wurde bis 1910 überhaupt kein Urlaub gewährt. Begründet wurde diese Maßnahme mit nachfolgendem Argument: "Sie arbeiten meist im Freien, würden selten nachts oder sonntags eingesetzt und stünden sich damit ähnlich wie die Landarbeiter, die auch keinen Urlaub erhielten."

Bei diesem Dienstort in Rommerskirchen blieb er 13 Jahre, obwohl er nicht immer dort eingesetzt war. Bekanntlich hatten die Bahnmeistereien auch Dienstposten, vor allem Schrankenposten bis Grevenbroich, zu besetzen. Auch war er zeitweise als Schreibhilfe tätig. Zum Stichtag 28. September 1917 beschäftigte die Bahnmeisterei 2 in Rommerskirchen 40 deutsche Arbeiter und 25 Kriegsgefangene.

Erst knapp zwei Jahre nach seinem Eintritt zur Eisenbahn wurde er am 14. März 1908 vereidigt und nun als "Hülfsbediensteter" geführt. Dieser Zustand währte bis zum Jahre 1918. In jener Zeit wechselten des öfteren seine dienstlichen Tätigkeiten. So wurde er am 1. November 1909 als Hilfsweichensteller im Bahnhof Rommerskirchen geprüft. Anmerkend sei erwähnt, daß das alte Weichenwärterstellwerk in Rommerskirchen noch heute (1997) vorhanden, allerdings kürzlich außer Betrieb gegangen ist. Aus seinem Personalienbogen geht hervor, daß er am 29. November 1910 eine Strafe in Höhe von 1,- Mark zu zahlen hatte, da durch sein Fehlverhalten ein Wagen entgleiste. Wahrscheinlich kam er auf Grund dieses Vorfalls wieder zum Gleisbau als Rottenarbeiter, was aber nicht mehr belegt werden kann. Es muß aber auch erwähnt werden, daß er im Laufe seiner Dienstzeit einmal 25,- Mark für anerkennenswerte Leistungen zugesprochen bekam. Leider ist nicht vermerkt wann und für welche Leistungen. Aus den Unterlagen geht weiterhin hervor, wann er Erholungsurlaub bekam. So hatte Johann Clemens am 28. und 29. Juni 1913 und 14. und 15. November 1913 sogenannten Erholungsurlaub! Da viele Eisenbahner vom Verdienst bei der Eisenbahn alleine nicht leben konnten, betrieben einige noch nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Wahrscheinlich war das auch bei Johann Clemens der Fall, denn vom 9. und 10. Oktober 1916 wurde er für die Kartoffelernte beurlaubt. Bedingt durch die Kriegszeit war auch jede zusätzliche Hand bei der Ernte nötig.

Nach zweieinhalb Jahren wurde er zur Ausbildung als Rottenführer vorgeschlagen. Noch während der Ausbildungszeit erklärte er Herrn Westhoff von der Bahnmeisterei 2 in Rommerskirchen, daß er sich als Rottenführer nicht eignete; wörtlich: ".... er den Leuten nichts sagen könne!" Er bat um Abbruch der Ausbildung. Der Akte war nicht zu entnehmen, ob neben seinem fehlenden Durchsetzungsvermögen auch irgend welche Aufstiegsintrigen eine Rolle spielten. Acht Monate später bestand er in vollem Umfang die Prüfung als Telegraphist. Das war seinerzeit die Vorbedingung, um Fahrdienstleiter zu werden. Die Züge wurden nämlich telegrafisch (morsen) vorgemeldet und nicht etwa wie heute per Telefon oder elektronisch.

Kurze Zeit später, nämlich am 22. Dezember 1913, wurde er dann auf den beiden Stellwerken im Bahnhof Grevenbroich - Ost als Fahrdienstleiter geprüft. Den Bahnhof gibt es heute nicht mehr. Er befand sich in Höhe des heutigen Erftwerkes. Dieser Bahnhof wurde nun für die nächsten Jahre sein neuer Dienstort. Am 3. September 1915 wurde er dann auch als Weichensteller förmlich geprüft. Seine Ernennung zum Hilfsweichensteller auf dem Stellwerk Govb (Grevenbroich Ost Vorbahnhof) erfolgte am 1. August 1917. Bereits zum 1. April 1918 erfolgte dann seine Übernahme als Beamter in den Staatsdienst. Als Bahnwärter bezog er fortan ein monatliches Gehalt in Höhe von 118,33 Mark. Das entsprach einem Tagesverdienst von 3,94 Mark.

Durch die Einführung des 8-Stunden Tages (56 Stundenwoche) wurde im Jahre 1918 ein Mehrbedarf von 1/2 P - Kraft (Personalkraft = Beamtendeutsch) im Bahnhof Oekoven erforderlich. Auf diese Ausschreibung hin bewarben sich die Eisenbahner Clemens und Durst. Nach dem erforderlichen Schriftwechsel wurde zu Gunsten von Clemens entschieden. Wörtlich heißt es darin: ".... Clemens jedoch ist fleißiger als Durst!" Die Beurteilung oblag dem Vorsteher Reutemacher der Bahnmeisterei 2 in Rommerskirchen.

Mit Schreiben vom 5. März 1919 wandte sich der Oekovener Bahnhofsvorsteher Panzer, an das Betriebsamt 2 in Köln mit folgendem Wortlaut: "Zufolge des starken Arbeitsverkehrs und das Einlegen von Arbeiterzügen, welche hier enden und beginnen ist es mir nicht möglich, mit den mir zur Verfügung stehenden Arbeitskräften die Arbeit zu bewältigen. Ich bitte den mir von der Bm 2 Rommerskirchen genehmigten 1/2 Kraft als ganze Kraft überweisen zu wollen." Vermutlich war es seinem Diensteifer bei der Eisenbahn zuzuschreiben, daß Johann Clemens daraufhin zum 1. April 1919 zum Bahnhof Oekoven versetzt wurde.

Hier wurde er zunächst als Bahnwärter eingesetzt. Am 27. Mai 1919 bestand er die örtliche Fahrdienstleiterprüfung für das Stellwerk "Ko" in Oekoven; welches sich zu dieser Zeit noch vor dem Stationsgebäude auf dem Bahnsteig befand. Die Räumlichkeiten sind auch noch 1997 vorhanden, wenngleich sie auch nicht mehr bahnseitig benutzt werden.

Da der Bahnhof Oekoven der Ortsklasse C (Rangordnung) zugeordnet war, wurde er zwei Monate später, am 26. Juni 1919, formlos für die C - Rate geprüft, was einer allgemeinen Verwendungstauglichkeit gleichkam. Diese Prüfung wird sich überwiegend auf dem Besoldungszettel in Form von Zuschlägen ausgewirkt haben. Am 16. März 1920 wurde er dann zum Weichenwärter ernannt. Damit bekam er einen planmäßigen Posten auf dem Stellwerk zugewiesen, wo er bisher nur andere Kollegen als Ablöser vertreten hatte. Nur wenige Tage später, nämlich am 1. April 1920, hörten die deutschen Länderbahnen auf zu existieren und schlossen sich zur Deutschen Reichsbahn zusammen. Auf Grund dieses wichtigen Ereignisses wurden die Besoldungen neu und einheitlich festgelegt. Da sich die wirtschaftlichen Ereignisse in den darauffolgenden vier Jahren überschlugen (Inflation und Regiezeit), sollen die Besoldungen während dieser Inflationszeit, soweit noch feststellbar, aufgeführt werden:

Stichtag       	Grundgehalt 50%	Teuerungsrate	jährlich
April 1920	         5.700 RM	2.850 RM	8.550 RM
Oktober 1921    	16.500 RM	5.300 RM	21.800 RM
Juli bis Sept. 1923	5.234.510 RM	301.895.708 RM	307.130.218 RM

Der wirtschaftliche Niedergang hatte 1923 seinen Tiefpunkt erreicht was das enorm gestiegene Gehalt auch deutlich zeigt. Sicherlich war das für die Menschen damals nicht einfach gewesen. Der verlorene Erste Weltkrieg, die nicht endenwollenden Reparationen, die Weltwirtschaftskrise... Die große Politik hatte immer etwas Neues auf Lager, so daß die Bevölkerung nicht zur Ruhe kam um sich etwas in geregelter Form aufzubauen und den Lebensstandard zu verbessern. Unser Johann Clemens lebte zu dieser Zeit bei seiner Schwester, da er erst spät heiratete. In dieser schweren Zeit erging es der Bevölkerung auf dem Lande besser als in der Stadt, wo man noch etwas leichter an die sonst knapp gewordenen Lebensmittel herankam.

Während der Ruhrbesetzung durch die Franzosen und Belgier, von der ja auch Oekoven betroffen war, galten neue und oftmals für die Bahnbedienstete unverständliche Regeln und Anweisungen. Diese Änderungen gingen sogar soweit, daß die Eisenbahner neu vereidigt wurden. Sie unterstanden nun der "Regie des Chemins de Fer territions Occupes - Direktion Exploitation". Es war also eine Direktion geschaffen worden, welche den Eisenbahnablauf im besetzten Gebiet zu überwachen hatte. Diese "Direktion" befand sich in "Aix la Chapelle" (Aachen). Über diese Stelle wurden auch alle dienstliche Belange des Bahnhofs Oekoven abgewickelt. Demzufolge wurden die Bediensteten auch in der französischen Währung besoldet! Johann Clemens erhielt:

Grundgehalt	Ortszuschlag	jährlich	monatlich
283,- Frans	69,- Frans	352,- Frans	29.30 Frans

Im gesamten Deutschen Reich wurde die Geldentwertung bekämpft, welche am 1. Dezember 1923 durch die Einführung der Rentenmark ein Ende fand. Das bis dahin gültige Papiergeld wurde ungültig und eingetauscht. Für eine Billiarde Papiermark gab es eine Rentenmark. Nun war zwar die Inflation vorüber, aber die Zeit der Regie an Rhein und Ruhr war nicht viel besser. In dieser Zeit wurden viele Eisenbahnanschläge von deutschen Eisenbahnern verübt, um den reibungslosen Abtransport nach Frankreich zu stören.

Am 29. August 1924 bekam Johann Clemens die Anstellung auf Lebenszeit. Sein dienstlicher Aufstieg verlief nun ziemlich planmäßig. Am 28. August 1933 bestand er die Assistentenprüfung mit genügend und wurde am 1. November 1934 zum Reichsbahn - Sekretär ernannt. Er bekam noch am selben Tag einen Dienstposten im Bahnhof Büttgen (Strecke Mönchengladbach - Neuss) zugeteilt. Damit war auch seine 15jährige Dienstzeit in Oekoven beendet. Der Vollständigkeit halber soll noch erwähnt werden, daß er am 19. Mai 1939 zum Reichsbahn - Obersekretär befördert wurde. Kurze Zeit später, nämlich am 5. Oktober 1939, wurde er zum Bahnhof Nievenheim (Strecke Neuss - Köln) versetzt. Er wohnte aber weiterhin im Bahnhof Büttgen. Seine Verdienste betrugen nun:

Stichtag	Grundgehalt (ohne Zulagen)
.              (jährlich)  (monatlich)
01.11.34	3.300 RM	275 RM
01.03.39	3.600 RM	300 RM

Als aktiver Eisenbahner erlebte er auch noch den Zweiten Weltkrieg, bevor er am 1. Februar 1946, zweiundsechszigjährig, in den Ruhestand versetzt wurde. Als Begründung wurde angegeben: ".... wegen Schwäche der körperlichen Kräfte zur Erfüllung Ihrer Amtspflichten dauernd unfähig." Sein letztes Gehalt betrug jährlich 4.952 RM was monatlich 328,64 RM entspricht. Am 1. September 1948 wurde seine Rente endgültig festgelegt und betrug 3.744 RM jährlich. (312 RM monatlich)

Am 31.03.1956 verstarb Johann Clemens im Alter von 73 Jahren und wurde in Oekoven beigesetzt.

Das Feld- und Werksbahn Museum Oekoven e.V.

Die Geschichte des Bahnhof Oekoven wäre nur unvollständig wenn man nicht auf die Pläne und Aktivitäten des im Jahre 1976 gegründeten Feld- und Werksbahn Museum e.V. eingehen würde.

Dieser Verein erwarb das 1,4 Hektar große Grundstück der Rheinbraun¬ Werke, auf welchem früher die Gleise 5 bis 8 der Privatanschlußbahn la¬gen. Auf diesem rund einem Kilometer langen Grundstück wurde eine Feldbahn mit der Spurweite 600 mm aufgebaut. Die ersten Gleise wurden am 2. Juli 1977 verlegt, womit eine neue Ära des alten Bahnhofs Oekoven begann. In den folgenden Jahren konnte ein 300 qm großer Lokschuppen errichtet werden, welcher 1986 im Rohbau fertiggestellt war. Da die aktiven Mitglieder dieses Vorhaben in ehrenamtlicher Arbeit aufbauen, kommen die Arbeiten nur langsam, gemäß der finanziellen Möglichkeiten voran. Das Ziel des Vereins ist es, möglichst umfassend die große Vielfalt der Feldbahnen, zum Beispiel, vom Braunkohlentagebau, Ziegeleien, Grubenbahnen und Trümmerbahnen, um nur einige zu nennen, darzustellen. In den Sommermonaten werden seit den 80iger Jahren an bestimmten Wochenenden sowie an Pfingsten, sogenannte Betriebstage veranstaltet. Dabei haben die Besucher die Möglichkeit, die über 800 Meter lange Feldbahnstrecke zu befahren. Dabei kommt auch oft eine Dampflokomotive zum Einsatz, welche der Verein in zwölfjähriger Arbeit restaurierte. Nicht verschwiegen soll die Tatsache, daß es dem Verein zu verdanken ist, daß das ehemalige Fahrdienstleiterstellwerk Oof, welches von der DB angemietet wurde, vor dem Abriß bewahrt werden konnte. Rein äußerlich dokumentiert dieses Gebäude die einstige Bedeutung des Bahnhofs. Heute beherbergt es soziale Räume für die Vereinsmitglieder. Wer an weiteren Informationen über diesen Verein oder an den Fahrzeugen interessiert ist, dem sei der Museumsführer, welcher auf über 80 Seiten viele interessante Informationen bietet, empfohlen. Oder Sie kommen einfach an einem Sommerwochenende persönlich vorbei.

Abkürzungsverzeichnis

  • AG = Aktiengesellschaft
  • Ar = Flächenmaß 10 x 10 Meter = 100 qm
  • BASF = Badische Anilin und Soda Fabrik AG, Ludwigshafen
  • BD = Bundesbahndirektion
  • BGp = beschleunigter Güterzug mit Personen
  • Bm = Bahnmeisterei
  • BP = beschleunigter Personenzug
  • DB = Deutsche Bundesbahn
  • DKW = Doppelkreuzungsweiche
  • Dg = Durchgangsgüterzug
  • DRB = Deutsche Reichsbahn
  • EBV = Eschweiler Bergwerks Verein
  • EG = Empfangsgebäude
  • e. V. = eingetragener Verein
  • FWM = Feld- und Werksbahn Museum e.V.
  • G = Güterzug
  • Gmp = Güterzug mit Personenverkehr
  • KED = Königliche Eisenbahn Direktion
  • kg/cm² = Atmosphärenüberdruck (auch atü / bar)
  • km/h = Stundenkilometer
  • Ko = Kohlenbahn 0st (vermutlich) (Stellwerksbezeichnung)
  • KPEV = Königlich Preußische Eisenbahn Verwaltung
  • Lgo = Leergüterzug (gebildet aus O-Wagen)
  • lrh = linksrheinisch
  • cbm, m³= Kubikmeter
  • Ne = Naheilgüterzug
  • Ng = Nahgüterzug
  • NN = normal Null (Höhenmessung nach dem Meeresspiegel)
  • Oob = Oekoven 0st Bahnhof (Stellwerksbezeichnung)
  • Oof = Oekoven 0st Fahrdienstleiter (Stellwerksbezeichnung)
  • O-Wagen = offene Güterwagen , (heute E-Wagen)
  • Ow = Oekoven West (Stellwerksbezeichnung)
  • Owt = Oekoven Westturm (Stellwerksbezeichnung)
  • P = Personenzug
  • m²,qm = Quadratmeter
  • pr = preußisch
  • RBD = Reichsbahndirektion
  • RBW = Rheinische Braunkohlenwerke Aktiengesellschaft, Köln
  • RhE = Rheinische Eisenbahn Gesellschaft
  • RM = Reichsmark
  • RWE = Rheinisch Westfählische Elektrizitätswerke
  • Sbk = Selbstblock
  • Stw = Stellwerk
  • TÜV = technischer Überwachngsverein
  • Üb = Übergabezug
  • v.l. = von links
  • ZHW = zentrale Hauptwerkstätte
  • G3,G7,G8,G8.1, G8.2, = Typenbezeichnung pr. Länderbahngüterzuglokomotiven

Quellennachweis

  • Die deutsche Eisenbahnen in ihrer Entwicklung 1835 - 1935, Reichsdruckerei 1935, Berlin, (Nachdruck Dumjahn Verlag 1984)
  • Die Triebfahrzeuge der Rheinischen Braunkohlenwerke in Wort und Bild, von Dr. Günther Barths, (Röhr Verlag Krefeld 1982)
  • Der Kreis Grevenbroich, von K.P. Haendler 1927
  • Jahrbuch für Eisenbahngeschichte 1978 Band 10, Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (Rösler + Zimmer Verlag, Augsburg 1978)
  • Lok-Magazin Kalender 1981, (Franckh Verlag, Stuttgart 1980)
  • Unternehmen Braunkohle, von Arno Kleinebeckel (Rheinbraun-Werke AG 1986)
  • Uns gehören die Schienenwege, (VEB Transpress Verlag 1960)
  • Stadt-Anzeiger Grevenbroich vom 22.10.1987 (Seite 7)
  • Grevenbroicher Zeitung Nr. 44 vom 2. Juni 1897 und Nr. 74 vom 15.September 1897
  • Kölner Zeitung Ausgabe vom 10. Februar 1907, 23. Februar 1907 und 2. März 1907
  • Amtsblatt der königlichen Regierung zu Düsseldorf, Jahrgang 1897
  • Landesvermessungsamt Nordrhein - Westfalen, Ausgabe 1954, Blatt 4905
  • Stadtarchiv Mönchengladbach, Akte 483 vom März 1964
  • Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (Schloß Kalkum), Regierungsakten 13035, 39404, 39750, 46213, sowie Bundesbahnakten BR 1003/4456 und BR 1003/ 4650
  • Eisenbahnpersonalakte vom Herrn Johann Clemens, Privatbesitz der Familie Durst, Büttgen
  • DB - Güterzugbildungsvorschrift (Bundesbahndirektion Köln vom 27. 05. 62)
  • Kursbuchausgaben und Fahrplän von: 1904, 1913, 1917,Sommer 1924, Sommer 1925, Sommer 1931, Sommer 1939, Sommer 1941, Winter 1948, Sommer 1949, Winter 1951, Winter 1952, Sommer 1961,Sommer 1963, Winter 1963, Winter 1964, Sommer 1965, Winter 1965.

Gemeindearchiv Rommerskirchen, Akten 2384, 3907 Dr. Kochs Stationsverzeichnis, 1939

Bildnachweis

  • Dr. Günther Barths (Mönchengladbach-Rheydt)
  • Franz Grifka (Krefeld)
  • Ing. Heinz Hojnczyk (Kerpen-Buir)
  • Sammlung Familie Komanns (Sinsteden)
  • Sammlung Agnes Koth, geborene Schmitz, (Allrath),
  • Günter Krall, Sammlung Günter Krall, (Mönchengladbach)
  • Rheinbraun Zentralarchiv, (Schloß Paffendorf)
  • Joh. Wolfgang Schmidt, (Peine)
  • Michael Spellen (†), (Roermond)
  • Charls Dickensen (†), (Oekoven)
  • Toni Haas, (Oekoven)

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