Achsformel

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Achsformel und Bauartbezeichnung von Triebfahrzeugen nach dem VDEV / VMEV / UIC-System

Die Anzahl und Reihenfolge der Achsen wird von vorn nach hinten angegeben. Nicht angetriebene Achsen (Laufachsen) werden durch arabische Ziffern bezeichnet, angetriebene Achsen erhalten lateinische Großbuchstaben. Daher ergibt sich:

  • A, B, C …
    • ohne Zusatz – Anzahl von gekuppelten bzw. gemeinsam angetriebenen Achsen entsprechend der Alphabet-Stelle (A=1, B=2, C=3, …)
    • mit Zusatz o (Ao, Bo, Co, …) – Anzahl von einzeln angetriebenen Achsen (eigener Fahrmotor) entsprechend der Alphabet-Stelle (eigentlich eine kleine Null, häufig aus drucktechnischen Gründen als kleines o geschrieben, was sich auch im Sprachgebrauch eingebürgert hat.)
  • 1, 2, 3 …
    • Anzahl der vorlaufenden und der nachlaufenden Laufachsen
  • '
    • ein Apostroph kennzeichnet beweglich gelagerte Achsen bzw. Achsgruppen. Manchmal werden die Apostrophe weggelassen, was jedoch zu Unklarheiten führen kann: Bei einer 2D1 kann man sicher sein, dass sie in Wahrheit eine 2'D1' ist, bei einer 1B oder auch einer 2B1 sollte man vorsichtig sein, es könnte eine 1'B bzw. eine 2'B1, 2B1' oder 2'B1' sein.
  • ( )
    • Klammerzeichen fassen Gruppen von Lauf- und Treibachsen zusammen, die sich in einem gemeinsamen Rahmen bzw. Drehgestell separat von weiteren vorhandenen Achsgruppen befinden. Hinter einer Klammergruppe ist kein Apostroph nötig, obwohl man es häufig sieht: (1'C)'(C1')', richtig ist (1'C)(C1')
  • +
    • ein Pluszeichen markiert die Trennstelle in der Achsfolge bei betriebsmäßig ständig zusammengehörigen Einzelfahrzeugen.

Eine Dampflokomotive mit vorauslaufendem Zweiachs-Drehgestell, gefolgt von drei gekuppelten Treibachsen und zum Schluss mit einer beweglich gelagerten Laufachse ist demgemäß eine 2'C1'-Lokomotive.

Nicht gekuppelte Antriebsachsen mit eigenem Fahrmotor werden durch ein kleines „o“ gekennzeichnet. Dieser Einzelachsantrieb ist bei den meisten Elektrolokomotiven vorhanden. Für die Elektroloks der Baureihen 151, 155, 156, 171 und der ehemaligen 103 lautet die Achsfolge Co'Co'. Diese Lokomotiven haben also

zwei Drehgestelle ( ' ) … … mit je drei Antriebsachsen (C) … … mit jeweils eigenem Fahrmotor (o).

Triebwagen bestehen häufig aus zwar fest miteinander verbundenen, aber dennoch theoretisch trennbaren Wagen. Sind diese Einheiten im normalen Betrieb getrennt nicht sinnvoll einsetzbar, wird die Grenze zwischen zwei einzeln verfahrbaren Teilen einer Lok oder eines Triebwagens durch ein Pluszeichen kenntlich gemacht. Sind Triebwagen in einem Triebwagenzug aber auch einzeln einsetzbar, bevorzugt man häufig die Betrachtung als einzelne Fahrzeuge. Sind die Einheiten nur unter Einsatz technischer Hilfsmittel trennbar, z. B. wenn sie sich auf gemeinsame Jakobs-Drehgestelle abstützen oder „schwebende“ Mittelteile besitzen, werden sie als ganzes Fahrzeug betrachtet. Wenn in einem Drehgestell sowohl angetriebene als auch nicht angetriebene Achsen vorkommen, klammert man die Angabe zusätzlich.

Beispiele

Die Achsfolge des Neigetechnik-Triebwagens Baureihe 610 ist 2'(A1)+(1A)(A1) Der Triebwagen besteht aus zwei Teilen (das Pluszeichen) Im ersten Wagenteil gibt es ein Drehgestell mit zwei Laufachsen … … und ein Drehgestell mit einer angetriebenen und einer nicht angetriebenen Achse. Im zweiten Wagenteil finden wir zwei Drehgestelle mit je einer angetriebenen und einer nicht angetriebenen Achse. Die Reichsbahn-Schnelltriebwagen der Bauart Leipzig (137 153, 154, 233, 234) hatten, je nach Antriebstechnik, die Achsfolge B'2'2'B' bzw. 2'Bo'Bo'2'. Der Triebwagenzug besitzt an den äußeren Enden normale Drehgestelle, während sich die Wagenenden im Inneren jeweils auf ein gemeinsames Drehgestell abstützen, wobei sich bei hydraulischer Kraftübertragung die angetriebenen Achsen im Motordrehgestell befinden, während die vier Elektromotoren wegen der besseren Massenverteilung in den Jakobs-Drehgestellen saßen. Einige weitere Fahrzeugkombinationen führen allerdings zur selben Darstellung! Sie kann unter anderem auch ein Fahrzeug bezeichnen, bei dem zwischen zwei normalen Drehgestellwagen ein dritter Wagenkasten ohne eigene Achsen aufgehängt ist, wie es bei Straßenbahnen nicht ungewöhnlich ist.

Durch dieses System werden fast alle heute im Einsatz befindlichen Bauarten abgedeckt. Seitenverschiebbare Achsen und spezielle Anordnungen wie das Krauss-Helmholtz-Gestell lassen sich nicht darstellen, auch nicht die bei modernen Triebwagenzügen oft verwendeten Jakobsdrehgestelle. Der „Normalfall“ in der heutigen Bahntechnik sind Achsfolgen wie B'B' oder C'C' bei dieselhydraulischen Lokomotiven und Bo'Bo' oder Co'Co' bei Elektrolokomotiven und dieselelektrischen Lokomotiven. Bei Triebwagen können allerdings, wie man sieht, leicht recht komplizierte Achsfolgen zustande kommen. Aber auch die mittlerweile auch in Deutschland eingesetzten NoHAB-Diesellokomotiven der ehemals dänischen Baureihe Reihe My haben eine interessante Achsfolge: (A1A)(A1A), da nur vier der sechs Achsen angetrieben werden.

Kennzeichnungen für Hilfsantriebe und Zahnradlokomotiven

Vereinzelt gab es Dampflokomotiven, die für einzelne Achsen zuschaltbare Hilfsantriebe hatten (so genannte Booster; als Anfahrhilfe). Solche Achsen mit Hilfsantrieb werden manchmal mit Kleinbuchstaben gekennzeichnet, Beispiel: 2'Ba'. Da sich diese Zusatzantriebe nicht durchsetzten, blieb ihre Kennzeichnung in der Achsformel weitgehend unbekannt. Zahnradantriebe werden mit z gekennzeichnet. Entweder schreibt man für jedes Zahnrad ein z oder man zählt die Zahnräder mit Kleinbuchstaben (b = 2) , allenfalls mit nachgestelltem z. Eine laufachslose, dreifach gekuppelte Dampflok mit 2 Zahnrädern wird demnach als Czz oder Cbz oder Cb bezeichnet.

Zusätze zur Achsfolge für Dampflokomotiven

Für Dampflokomotiven haben sich hauptsächlich im deutschen Sprachraum einige Erweiterungen des VMEV-Systems durchgesetzt, die die Bauart einer Lokomotive näher beschreiben. Diese Zusätze werden durch Leerzeichen oder Bindestrich an die Achsfolge angehängt. Diese und ähnliche Zusätze waren zwar auch in anderen Ländern üblich, da sie sich aber an der Landessprache orientierten, konnten sie nicht allgemein gültig sein.

Dampfart

  • h = Heißdampf
  • n = Nassdampf (in Österreich fallweise auch t für Trockendampf).
  • die Zahl hinter der Dampfart gibt die Zylinder-Zahl an.
  • v hinter der Zylinderzahl kennzeichnet Verbundmaschinen

Beispiel: 2'C1'-n4v ist eine Nassdampf-Vierzylinder-Verbundlokomotive, 1'E-h3 ein Heißdampf-Drilling. Manchmal wird eine Tenderlokomotive durch ein angehängtes t (vor oder hinter der Dampfmaschinen-Bauart) gekennzeichnet (z. B. 1'C1't-h2 oder 1'C1' h2t).

Ein möglicherweise mitgeführter Schlepptender zählt streng genommen nicht mehr zur Lokomotive. Hierfür werden jedoch oft Angaben angefügt, etwa nach dem Muster „+ 2'3 T38 Öl“, was im Klartext bedeutet: „mit Tender, Achsfolge 2 Laufachsen im Drehgestell und 3 feste Laufachsen, Tankinhalt 38 Kubikmeter Wasser, Brennstofftank für Öl. Die Brennstoffmenge wird meist nicht angegeben. Die vollständige Bezeichnung für die Baureihe 02 mit Vierzylinder-Verbundtriebwerk und dem 4-achsigen 32-Kubikmeter-Einheitstender wäre demnach „2'C1' h4v + 2'2' T32“.

Zusätze zur Achsfolge für Triebfahrzeuge mit Verbrennungsmotor

Für Lokomotiven und Triebwagen mit Verbrennungsmotor findet man manchmal folgende Zusatzbezeichnungen:

Treibstoff

  • d = Diesel
  • b = Benzin

Kraftübertragung

  • m = mechanisch
  • e = elektrisch
  • h = hydraulisch

Beispiele: A1-bm, B'B'-dh, Bo'Bo'-de

Zusätze zur Achsfolge für Elektro-Triebfahrzeuge

Kaum gebräuchlich sind die Zusatzbezeichnungen für Elektro-Triebfahrzeuge:

Stromart

  • g = Gleichstrom
  • w = Wechselstrom
  • d = Drehstrom
  • ea = Stromversorgung durch Akkumulatoren
  • es = Stromversorgung durch Akkumulatoren (alte Bezeichnung: "Sammler")
  • die Zahl hinter der Stromart gibt die Motorzahl an

Antriebsart =

  • k = Kurbelantrieb ohne Vorgelege
  • u = Kurbelantrieb mit Vorgelege (übersetzt)
  • e = Einzelachsantrieb mit im Rahmen gelagerten Motoren
  • t = Tatzlagerantrieb
  • gf = Einzelachsantrieb mit im Drehgestell gelagerten Motoren mit gefedertem Antrieb.

Beispiele: 1'Do1'-w4e, Bo'Bo'-w4gf

Der praktische Wert dieser Zusatzangaben ist gering. Bei der Stromart ist nicht klar, ob die der Fahrleitung oder die der Motoren gemeint ist (diese Unterscheidung spielte zum Zeitpunkt, als sich dieses System etablierte, keine Rolle, da es kaum Umformerlokomotiven gab).

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